So, hier der versprochen Bericht:
Man liest oder hört oft, dass es unmöglich oder schwer sei, Fische im Wasserteil der Wasseragamen zu halten. Nun ja, falsch ist die Aussage nicht. Man könnte aber auch gerade so gut sagen: Es ist schwer Wasseragamen zu halten, wenn man bedenkt welcher Aufwand und Platz nötig ist um diese schönen Tiere artgerecht pflegen zu können. Hat man aber erstmal das Terrarium mit allem drum und dran richtig eingerichtet, ist der Aufwand nur noch gering, das wisst ihr ja selbst.
Sachen wie:
- Beleuchtung = Richtige Helligkeit und Temperatur
- Echte Pflanzen = Luftreinigung
- Regenanlage = Pflanzenbewässerung, Luftfeuchtigkeit
- Hypertufa = stabilisierung der Luftfeuchtigkeit
- Asseln und Würmer = Bodenkultur, auflockerung und reinigung des Substrates
sind schon fast selbstverständlich, auch wenn mancher sich noch gar nie gefragt haben Wozu.
Jedoch sind das alles Dinge, wie sie in der Natur auch vorkommen (oder so ähnlich) und je mehr das Terrarium der Natur ähnelt, umso besser "funktioniert" es. Im Wasser ist es genau das selbe.
Grundlagen Wasserreinigung:
Verunreinigungen entstehen im Terrarium durch Kot, Urin und Hautreste der Wasseragamen, aber auch durch welke Pflanzenreste, Futtertiere usw. die ins Wasser fallen. Den sichtbaren Teil dieser Verunreinigungen kann man herausfischen und so schon mal vorsorgen. Jedoch bleibt noch der unsichtbare Teil, der sich bereits im Wasser gelöst hat.Die biologische Wasserreinigung übernehmen in der Natur der Boden wie auch die Pflanzen, aber hauptsächlich Bakterien, welche
sich von Schadstoffen ernähren. Natürlich ist auch die Wassermenge in der Natur um ein x faches grösser (mehr Wasser = Unempfindlicher auf verunreinigungen), was es für uns umso schwieriger macht. In der Natur kommen diese Reinigungs-Bakterien praktisch überall vor, wo sie Optimale Bedingungen vorfinden. Nun möchten wir solche auch gerne in unseren Terrarien, was auch gar nicht so schwer ist. Meistens hat man die sogar schon, ohne es zu wissen, nur halt nicht genügend, denn der Wirkbereich der Bakterien ist nur sehr eng. Eine verbesserung bringt schon die Bewegung des Wassers, was die meisten sowieso haben dank dem Wasserfall. So wird bereits eine kleine Zirkulation erreicht und mehr Wasser biologisch gereinigt.
Filter:
Es gibt also zwei Arten von Filtrierung:
- Mechanische Filtrierung: Sichtbare, grobe und feine Teilchen werden zB. durch Matten etc. zurückgehalten.
- Biologische Filtrierung: Unsichtbare Schadstoffe wie Nitrit, nitrat und Amonium werden durch Bakterien umgewandelt.
Wie ich gelesen habe, besitzen ein paar von euch einen Aussenfilter zB. von Eheim. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang, weil
diese Filter auch biologisch arbeiten, auch wenn ihr das vielleicht gar nicht wisst. leider herrscht auch immer noch der Irrglaube, ein "leistungsstarker Filter" heisst möglichst viel Wasser pro Stunde durchzupumpen. Das ist für die mechanische Filtrierung zutrefend, aber ansonsten FALSCH!
Leistunsstark heisst viel mehr, dass viele Schadstoffe aus dem Wasser geholt (oder umgewandelt) werden können. In den Eheim Aussenfilter geschieht beides, auch wenn man das noch optimieren könnte. Der Grund liegt darin, dass die Reinigungs-Bakterien, nicht so schnell arbeiten können. Wenn das Wasser also zu schnell an ihnen vorbeifliesst, können keine Schadstoffe abgebaut werden. Dann können sie sich auch nicht vermehren und sterben sogar, da sie unterernährt sind. Der Spruch: "Viel hilft viel" ist hier also nicht auf die Pumpenleistung zu beziehen!
Die Reinigung-Bakterien:
Eigentlich sind es verschiedene Arten Bakterien, die sich zu einer Kolonie zusammen geschlossen haben und voneinander profitieren. Was genau geschieht lest ihr am besten selbst nach, weil sehr kompliziert. Einfach mal unter Denitrifikation suchen.
Um diese Bakterien zu züchten braucht man viel Ansiedlungsfläche auf möglichst kleinem Raum. Auch nach Jahren hat sich die ganz gewöhnliche blaue Filtermatte als bestes Preisleistungsverhältniss herausgestellt. Durch die porösität der Filtermatten bietet sie eine enorme Ansiedlungsfläche. Jetz denkt ihr euch sicher: Ja, aber die ist doch in jedem Aquarienfilter drin? Stimmt, aber meistens diens sie dort nur als Grobfilter für Schmutzteilchen. Der Grund ist wie oben erwähnt, die zu schnelle Strömungsgeschwindigkeit. Die optimale Strömungsgeschwindigkeit liegt 5-10cm pro Minute! Also extrem langsam. Dennoch ist es Ideal, den Gesamten Beckeninhalt pro Stunde zweimal durch den Filter zu Pumpen. Der Rest ist dann eine reine Rechen- bzw. Erfahrungssache.
Wirkungsgrad:
Dieser ist so hoch wie man es kaum erwarten würde! Ich habe im Aufzuchtterrarium eine Kunststoffwanne mit Netto ca. 20l Wasserinhalt und einem solch simplen Mattenfilter. Dieser ist 1 Jahr lang ohne reinigung gelaufen, das Wasser immer kristallklar und es ist nie ein einziger Fisch gestorben! Der Nitratwert war zwar immer etwas erhöht, also so um 50mg/l aber stabil. Wasserwechsel habe ich vielleicht mal alle 2 Wochen gemacht, oder einfach nur Frischwasser nachgefüllt wenn nötig. Ich glaube das spricht für sich.
Pflanzen:
Pflanzen sind ein wichtiger helfer im Wasser, genau so wie auch sonst im Terrarium. Sie vernichten zusätzlich Schadstoffe. Allerdings sterben sie auch sofort, wenn die Wasserwerte zu schlecht sind, genau so wie die Fische.
Bodengrund:
Auch der ist wichtig und auch schöner anzuschauen, als eine nakte Kunststoffwanne. Ich würde der einfachheithalber Kies nehmen und nicht Sand. Weil im Kies können sich auch noch Bakterien ansiedeln, im Sand weniger. Dafür muss man beim Sand kein Mulm vom Boden saugen (sollte man so oder so nicht, weil sich genau da die Bakterien befinden). Sand empfehle ich nur, wenn man einblick ins Wasserbecken hat und den "schmutzigen" Boden nicht mag.
Sonstige Helfer:
Was sich als sehr nützlich herausgestellt hat, sind Schnecken! Sie ernähren sich von jedem Abfall der im Wasser landet, also Blätter, Futterreste und auch Wasseragamenkot und das erledigen sie bedingungslos! Ich hab noch kein einziges mal Kot aus meinem Wasserbecken gefischt, da die Schnecken meistens schneller sind und alles wieder weg ist wenn ich nach Hause komme.
Ach ja noch zum Thema Torf:
Torf ist kein Problem, sondern ein gutes Hilfsmittel. Zwar arbeitendie Bakterien effizienter in erhöhtem PH Wert, aber die Schadstoffe werden nicht so schnell giftig bei leicht saurem Wasser. Auch wachsen sehr viel weniger Algen. Wer zuhause eher Leitungswasser mit PH +/-8 hat, dem ist erst recht geholfen, weil dieser dann noch gesenkt wird auf ca 6.5 - 6.8. Zudem beeinflussen die Gerbstoffe im Torf auch sonst das Wasser positiv.
Falls ich Mist erzählt habe, etwas vergessen habe oder sonst Fragen sind, bitte Melden.
Gruss André